Südtiroler Burgeninstitut » Jugend 1999-2006

ERHALTEN UND GESTALTEN DER BURGENINSTITUT-JUGEND

Ein Rückblick auf die Jahre 1999-2006 (ARX 1/2007)

Mit einem unabhängigen und geschichtsbewussten Herangehen an die Aufgaben des Vereins hatten sowohl das Südtiroler Burgeninstitut (SBI) wie auch die SBI-Jugend viel bewegt und als zielorientierte Gestalter unaufdringlich, aber kontinuierlich gewirkt.

Nach dem Vorbild des SBI organisierten die verschiedenen Jugendvorstände für ihre jugendlichen Mitglieder Studienfahrten zu Burgen, Ansitzen, Schlössern und Klöstern, wo sich vielfältige Möglichkeiten boten, Fragen der Erhaltung und der Nutzung am Beispiel gelebter (!) Wohnkultur mit privaten und beruflichen Denkmalpflegern zu erörtern. Zusätzliche Seminare und Vorträge sollten das Wissen um die Burgenkunde vertiefen, Konzerte und Ausstellungen den Zugang zum Ambiente einer Burg erleichtern. Mit Kontakten zu Einzelnen und Vereinen ähnlicher Zielsetzung in Österreich, Deutschland und Italien sollte der eigene Horizont erweitert und das Anliegen verbreitet werden. Über selbst durchgeführte Arbeiten im Vereinssitz Trostburg (Untersuchungen, Führungstätigkeit, Instandhaltung, Reinigung etc.) konnte eine persönliche Beziehung, eine "ideelle Verpflichtung" zum Erhalt unserer Burgen, vermittelt werden. Die aktive Mitarbeit im Wissenschaftlichen Beirat und für die Zeitschrift ARX, mitunter durch eigene Forschung, förderte die inhaltliche Auseinandersetzung mit der Denkmalpflege. Mit der Gestaltung von Feiern und eines geselligen Teils zu einer jeden Veranstaltung - möglichst innerhalb der jeweils besuchten Mauern - wurden die Beziehungen untereinander gepflegt und ein natürlicher wie selbstverständlich-respektvoller Umgang mit dem historischen Umfeld gelebt. Die rege Teilnahme an solchen Veranstaltungen und das Gespräch der Mitglieder über den Verein und seine Inhalte zeigten, dass die Tätigkeit gut angenommen wurde.

Mit einem "harten Kern" von Mitgliedern, der sich zusätzlich vor, während und vor allem nach den Veranstaltungen sowie bei der nötigen Verwaltungsarbeit engagierte, ließen sich allmählich auch längerfristige Projekte, wie themenbezogene Jahresplanungen (z.B. Burg und Kirche, Tirol und seine Nachbarn, Baustil- und Burgenkunde, Trostburg etc.), der Aufbau einer Fachbibliothek, eines Südtiroler Burgenmuseums, die Betreuung einer Homepage usw. leichter umsetzen.

"Die Jugend", die nach ihrer Bestimmung vom Jahre 1989 zu einer "stützenden Mitarbeiterin" (Kooperative) des Vereins wurde, konnte die Entwicklung des Vereins immer deutlicher mitgestalten. Verständlicherweise war es angebracht, dem vom SBIJ-Vorstand bestimmten Jugendvertreter im Verwaltungsrat, der ursprünglich nur über die Tätigkeit der Jugend und umgekehrt über jene des Verwaltungsrates zu berichten hatte, auch mit einem vollwertigen Sitz- und Stimmrecht auszustatten (vgl. SBI-Satzung 1998, Art. 11). Der Einsatz im Verwaltungsrat galt vor allem der Trostburg, damit diese auch während der dringenden Aufgaben, die in der Burg Taufers zu erfüllen waren, nicht aus dem Blickfeld geriet. Zugleich nahm sich die Jugend neben den obgenannten auch der allgemeinen Themen der Denkmalpflege und Burgenkunde im Lande an und riet bei so manch einer neuen, oft nötigen Detaillösung aus Respekt zum Altbestand zur Mäßigung und diskreten Zurückhaltung.

Damit der Jugend durch ihren Sitz im Verwaltungsrat keine zusätzlichen Verpflichtungen entstehen würden, wurde die Aufgabe der SBIJ als "stützende Kooperative des SBI" dahingehend ergänzt, dass sie vor allem als "Einrichtung für die jugendlichen Mitglieder des SBI" zu werten sei (sofern ihre Mitglieder "Interesse zeigen, an den Vorteilen der SBIJ teilzuhaben"; vgl. SBIJ-Statut 1997, Art. 1). Eine solche Erläuterung war sinnvoll, weil die Förderung der Jugend ein natürliches Anliegen des SBI ist und die Tätigkeit der SBIJ auf ihre jugendlichen Mitglieder abgestimmt sein muss. Es liegt aber damit an der Jugend, ihr Jahresprogramm im Rahmen der Statuten selbst zu gestalten, wobei sie auch hinsichtlich ihres vom SBI bereitgestellten Budgets ihrer Mitgliederversammlung rechenschaftspflichtig ist.

Die meisten SBI-Mitglieder über 35, die eine zeitlang der Vereinsjugend angehörten, knüpfen gute Erinnerungen an ihre Jugend-Mitgliedschaft, deren selbstredendes Erlöschen sie manchmal sogar als schmerzlich empfanden. Und doch war es ausgerechnet jene Gründergeneration der SBIJ, die an der Altersgrenze festhielt und eine kurze Vorstandsdauer sowie eine ständige Erneuerung verlangte, damit sich "das Rad stets weiter drehen könne". Aus diesem Grunde wählte die SBIJ alle zwei Jahre den Vorstand neu, so dass bei jeder Wahl durchschnittlich zwei der sieben Vorstandsmitglieder von Nachrückenden abgelöst wurden. Nach zwölfjährigem Bestehen der Jugend im Jahre 2001 zählten nur noch wenige zu den "1989ern". So war auch bei der SBIJ eine neue Generation herangewachsen, was sich folgerichtig auch in der Neubesetzung des Präsidentenamtes widerspiegeln musste. Bei der Amtsübergabe am 10. November 2001 wünschte sich Freiherr Dr. Alexander von Hohenbühel, der dem Vorstand noch bis 2006 als Schatzmeister angehörte, dass sein Nachfolger frei von persönlichen Interessen als "Erhalter und Gestalter der SBIJ" wirken möge und sich die künftigen Räte um besondere "Findigkeit" in der Umsetzung bemühen würden.

Der von der Mitgliederversammlung namhaft gemachte "Neue" war - nicht ganz überraschend - Freiherr Georg von Eyrl, der im Vorstand bereits einige Erfahrung gesammelt hatte. Anfänglich setzte er als "Erhalter" auf inhaltliche und organisatorische Kontinuität, so wurden den Mitgliedern jährlich weiterhin zwei bis drei Fahrten und ein Vortrag zum jeweiligen Jahresthema sowie zwei bis drei gesellige Veranstaltungen geboten, und ebenso viele Arbeitseinsätze im Jugendsitz des Vereins, in der Trostburg, organisiert. 2002 stand dabei im Zeichen der Burg Taufers und ihrer Geschichte, 2003 sollte der Beschäftigung mit der Burgenromantik des 19. Jahrhunderts dienen und das Jahr 2004 brachte das Thema Wehrbau und Feuerwaffen auf die Tagesordnung.

Parallel dazu musste aber erkannt werden, dass sich die Mitgliederstruktur änderte: Der gesellschaftliche Einsatz der Jugendlichen aus dem Umfeld der Mitglieder wandte sich erwartungsgemäß wieder vermehrt sozial-karitativen Einrichtungen zu und die Mehrzahl der künftigen Burgenbesitzer im entsprechenden Alter zog es in entfernte Studienorte. So ist der Zugang zur studierenden Jugend derzeit erschwert, zumal sich der Jugendvorstand ausschließlich aus berufstätigen Mitgliedern rekrutiert. Der Vorstand richtete das Programm somit auf kleinere Gruppen und Projekte aus. Natürlich erinnert sich mancher mit etwas Wehmut an die Zeit, als knapp die Hälfte der Vereinsmitglieder auch der Jugend angehörten, doch scheint es, als hätte erst die veränderte Situation die Voraussetzung geschaffen, jene im Gedächtnis verwahrten und erhaltenen Projekte zu gestalten, die zu den ersten und wesentlichen Zielen des Südtiroler Burgenvereins zählten. Die SBIJ konnte nun in erstaunlicher und bewundernswerter Weise höchst bedeutende Etappen beschreiten: Zum einen widmete sie sich der photographischen Erfassung aller mittelalterlichen Burgen des Landes, deren Mauerwerk noch wehrhaften Charakter aufweist. Während die "Burgenerfassung Südtirols" bereits abgeschlossen wurde, bedarf die Ausarbeitung wohl noch ein wenig Zeit. Erfreulich ist, dass sich unter den SBIJ-Teilnehmern an den Sternfahrten zu den einzelnen Burgen auch hervorragende Photographen befanden, sodass beim Abschluss der Arbeiten nicht bloß eine weitgehend erfreuliche Bilanz über den zufrieden stellenden Erhaltungszustand der Südtiroler Burgen gegeben, sondern auch ausgezeichnetes Bildmaterial vorgelegt werden wird. Zum anderen konnte im Mai 2005 mit der neu eröffneten Dauerausstellung "Burgen - Bauwerke der Geschichte" ein wesentlicher Schritt zum "Südtiroler Burgenmuseum Trostburg" gemacht werden. In diesem Zusammenhang kann auch auf eine mehrjährige Radiosendung "Burgen in Südtirol" und einen erfolgreichen Lehrerfortbildungskurs im Herbst 2006 zum Thema "Burgen im Blick" sowie auf die vom SBI durchgeführten Konservierungsarbeiten an den Mauern der Trostburg verwiesen werden.

Neben den burgenkundlichen Themen - die SBIJ kann auf Fachleute in den eigenen Reihen zurückgreifen - gilt das Engagement des SBIJ-Vorstandes in ungebrochenem Maße der Trostburg. Bei Veranstaltungen, Führungen und bei manchen undankbaren und unauffälligen begleitenden Arbeiten, insbesondere aber bei der Pflege und Instandhaltung des Hauses und des Gartens, erweist sich die SBIJ als wahrhaft stützende Mitarbeiterin im Südtiroler Burgeninstitut.

Der nun dreißigjährige Jugendpräsident Georg Baron Eyrl ist ein "Erhalter", weshalb er allmählich auch zu einem nachhaltigen "Gestalter" werden musste. Sein diskreter und für jede Unterstützung dankbarer Führungsstil, schenkt seinen Vorstandskollegen, sofern sie davon Gebrauch machen wollen, viel Freiraum zur findigen Mitarbeit. Möge es ihnen gelingen, weitere Jugendliche heranzuziehen, die sich den Zielen des Südtiroler Burgeninstituts mit Freude widmen wollen.

Frh. Dr. Alexander von Hohenbühel