Südtiroler Burgeninstitut » Geschichte

VEREINSGESCHICHTE

Einladung zur Gründung des Südtiroler Burgenvereins 1963Ein kleiner Kreis, der sich selbst als "Ruinenclub" bezeichnete, gründete einen "Verein der Burgenfreunde" (vgl. Abbildung der Einladung), um die private und öffentliche Pflicht zur Erhaltung der Burgen und Schlösser als Denkmale der Kunst und der Landesgeschichte als wesentlichen Bestandteil der Landschaft einzufordern. Daraus entstand noch am 5. Oktober 1963 der Südtiroler Burgenverein und in Folge (09.02.1977) das Südtiroler Burgeninstitut, das am 1. Juli 1977 Rechtspersönlichkeit des Privatrechts (rechtskräftig mit 09.08.1977) wurde, "um ein gewichtiger Gesprächspartner und Mitarbeiter [der Denkmalpflege in Südtirol] zu werden"

Erstes Ziel des Burgenvereins war die Erstellung eines Burgenarchivs, das in groben Zügen auch bald angelegt war. Einige seiner Mitglieder schlossen sich am 9. März 1967 zu einer "Trostburg Gesellschaft mit beschränkter Haftung" zusammen und erwarben mit Unterstützung der Länder Südtirol, Nordtirol und Bayern von den Grafen Heinrich, Dietrich und Carl Josef von Wolkenstein-Trostburg (Letzterer vertreten durch Gräfin Anna Elisabeth, geb. Hässy) die vom Verfall bedrohte Trostburg im Eisacktal. Der Burgenverein, der sich gemeinsam mit der Gesellschaft um die Instandhaltungsarbeiten kümmerte, wurde am 1. Mai 1968 dessen Mieter und verlegte seinen Sitz auf die Trostburg. Einen kleineren noch bewohnbaren Teil übernahm Comm. Walter Amonn in Miete und setzte diesen instand. An den ersten Restaurierungsarbeiten beteiligten sich unter Anleitung der Denkmalpfleger auch junge Freiwillige aus dem Umfeld des Burgenvereins, die so genannte "Trostburg Jugend" (1972-1977). Nach zehnjähriger Bautätigkeit wurde die Burg mit einer Gedenkfeier zum 600. Geburtstag des Minnesängers Oswalds von Wolkenstein der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Die Weihe der Burgkapelle zum hl. Antonius Abt nahm S.E. Weihbischof Heinrich Forer am 10. Juni 1978 vor. Am 19. Dezember 1981 kam es schließlich zur Schenkung der Trostburg an das Südtiroler Burgeninstitut und zur Auflösung der Trostburg Ges.m.b.H. Seither liegt die Verwaltung der Trostburg zur Gänze in der Hand des Südtiroler Burgeninstituts. Seit 19. September 1985 werden auf der Trostburg Gedenkstücke des bedeutenden Burgenkundlers Propst Josef Weingartner (1885-1957) und eine Sammlung von Burgenmodellen aus der Hand Ludwig Mitterdorfers (1885-1963) gezeigt. Sie bilden die Grundlage der am 12.05.2005 eröffneten Dauerausstellung "Burgen - Bauwerke der Geschichte"

v.l.n.r. Georg Innerebner, Paul Graf Forni, Oswald Graf Trapp, Berthold von Zingerle, Heinrich Graf Wolkenstein Trostburg, Elisabeth Baronin Hohenbühel, ?, Herta Innerebner; Foto: Bernhard Baron Hohenbühel, 1968Der burgenkundlichen Auseinandersetzung dient neben der Dauerausstellung und anderen Publikationen (Südtiroler Burgenkarte, Reihe "Burgen" etc.) eine ebenfalls auf der Trostburg am 11. November 1978 gemeinsam mit den Partnervereinen in Bayern und Österreich begründete Zeitschrift, "ARX - Burgen und Schlösser in Österreich, Bayern und Südtirol". Zum länderübergreifenden Einsatz für die Burgenerhaltung kam es im oberösterreichischen Schloss Feyregg in Bad Hall am 19. März 1977 gemeinsam mit der Deutschen Burgenvereinigung e. V., dem Österreichischen Burgenverein, dem Schweizerischem Burgenverein und dem Verein zur Erhaltung privater Baudenkmäler in Bayern e. V. zur Gründung der Arbeitsgemeinschaft deutschsprachiger Burgenvereine (ADV) (Statut 1981). Es war der Wunsch entstanden, nach Schweizer Vorbild eine Südtiroler Burgenkarte herauszubringen (1995), einen Wissenschaftlichen Beirat zu gründen (1990), eine burgenkundliche Fachbibliothek aufzubauen (1991) und eine photographische Erfassung der Südtiroler Burgen voranzutreiben (2006-2007). Bereits 1996 trat der Verein erstmals mit einer eigenen Website in Erscheinung, die 2002 und wieder 2009 erneuert wurde.

Nach Trostburg gelangte das Südtiroler Burgeninstitut am 15. August 1977 (und mit Vertrag vom 15. November 1977) in den Besitz der Burg Taufers in Sand in Taufers. 1986 wurde das seit seiner Erbauung im Jahre 1551 im Besitz der Grafen Khuen von Belasi befindliche Schloss Gandegg in Eppan angemietet, um es zu restaurieren und vor Veräußerung zu schützen (bis 1990).
Am 11.08.1989 kam es zur Gründung der Südtiroler Burgeninstitut-Jugend, die sogleich über 70 Jugendliche um sich sammelte, die sich bereit erklärten, als Freunde der Burgen selbstlos an deren Erhaltung mitzuwirken und das Anliegen verbreiten zu wollen.
Die 1990er Jahre standen im Zeichen der Restaurierung und Konservierung der Burg Taufers, die 1999 mit einem ersten europäischen "Tag des offenen Denkmals" weitgehend abgeschlossen werden konnte. Das erste Jahrzehnt des neuen Jahrtausend ist entsprechend schwerpunktmäßig der Restaurierung und Konservierung der Trostburg gewidmet.

Die beiden ersten Präsidenten des Südtiroler Burgeninstituts: Bernhard Baron Hohenbühel (rechts) und Robert von Fioreschy (links)

Das weitgefächerte burgenkundliche und kulturelle Engagement des Südtiroler Burgeninstituts verlangt da wie dort immer wieder deutliche Akzente und verlangt nach einer zeitgemäßen Vereinsführung, die sich in der wissenschaftlichen und fachlichen Öffentlichkeitsarbeit und in der Verwaltung des bisher Erreichten äußert. Hervorhebenswert sind hier die Bemühungen um das Archiv Wolkenstein oder die Burgen Tirol (1970-1972), Prösels, Welsperg oder Palaus oder auch die großen Tagungen, insbesondere zur Nutzung von Burgen und Schlössern am Beispiel der Burg Runkelstein in Bozen, 1996, aber auch zum Thema "Kulturgut - Privataufgabe oder Staatsaufgabe?" im Jahre 2007.

Nach einer entsprechenden Satzungsänderung konnte sich das Südtiroler Burgeninstitut am 30.09.1999 mit Dekret des Landeshauptmannes Nr.141/1 aufgrund des L.G. Nr. 11 vom 01.07.1993 in das Landesverzeichnis der ehrenamtlich tätigen Organisationen eintragen und ist seither den ONLUS-Vereinen gegenüber gleichgestellt. Eine jüngste Satzungsänderung am 20.04.2008 räumte dem Verein weitere Möglichkeiten der tätigen Mitarbeit in der Erhaltung und Aufwertung von Burgen und Schlössern in Südtitrol ein. Letzteres sollte bereits den am 29.12.2010 beschlossenen Ankauf einer an die Trostburg angrenzenden Liegenschaft (Parzellen der Höfe Schloss, Burgfrieden, Michaelsthor und Gallrein) ermöglichen.

Im Jahre 2013 entschloss sich der Vorstand, die Verwaltung der Walter-Amonn-Stiftung zu übernehmen, im Konkreten bedeutet dies die Obsorge über das Eppaner Schloss Moos-Schulthaus und über die einst zum Ansitz Rosengarten (Payr zum Thurn und Bach) gehörige Kapelle Maria Opferung "im Rosengarten". Der Verwaltungsauftrag sollte im September 2013 unterzeichnet werden. Mit enormen Engagement setzte sich der Verein für die Instandhaltung, Verwaltung, Restaurierung, Inventarisation und wissenschaftliche Erforschung dieses Schlosses ein und schuf entscheidende Möglichkeiten, die Liegenschaft kulturell zu nutzen. Zudem bemühte sich der Verein um eine gute Verwaltung und konnte das Stiftungsvermögen durch Zukäufe von Wohnungen im Ansitz Schulthaus wesentlich erweitern. Die Tätigkeit fand am 31.12.2020 ihren Abschluss, so dass der Vollzugsausschuss der Stiftung die weiteren Agenden des sich wieder im perfekten Zustand befindlichen Schlosses weiterführen konnte.

Im September 2016 übersiedelte die Geschäftsstelle vom Obstplatz 25 in das Palais Toggenburg. 2017 übernahm das Südtiroler Burgeninstitut indirekt über die Person seines Präsidenten Carl-Philipp Baron Hohenbühel, der zum Präsidenten der Hocheppan GmbH bestellt wurde, auch Verantwortung für die im Gemeindebesitz befindliche Burgruine Hocheppan und die darunter liegende kleine Burganlage Kreidenturm.

Trotz des schwierigen Corona-Jahres 2020 konnte das Südtiroler Burgeninstitut seine Arbeit ausgezeichnet weiterführen. Eine große Bereicherung stellt in diesem Zusammenhang der Ausbau der Straße zur Trostburg dar. Mit wesentlicher finanzieller Hilfe des Landes Südtirol und der Gemeinde Waidbruck konnte die bis dahin gefährlich schmale Straße so ausgebaut werden, dass sie nun auch für Einsatzfahrzeuge befahrbar ist und für den Wanderer eine angenehme Steigung hat. Hässliche Betonmauern wurden durch Trockenmauern ersetzt. Störende Stromleitungen unterirdisch verlegt, ebenso bekam die Burg nun einen Anschluss an die öffentliche Kanalisation sowie ein Löschwasser.

WEITERE TÄTIGKEITEN UND INFORMATIONEN

Neben Burgenbesichtigungen und kulturellen Veranstaltungen in Burgen tragen auch praktische Übungen, Vorträge, Exkursionen, Tagungen und Seminare wesentlich zur Auseinandersetzung mit Burgen bei.

Mitglieder der Vereinsgremien

Liste der Mitgliederversammlungen